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Was ist eine Lerntherapie?

Eine Lerntherapie ist eine spezielle pädagogisch-psychologische Förderung für Kinder und Jugendliche, die eine Lernstörung (z.B. Legasthenie, Dyskalkulie, A(D)HS oder kombinierte Lernstörungen) haben. In der Lerntherapie wird kein Schulstoff wiederholt, sondern hauptsächlich individuell auf die Lernstörung des Kindes eingegangen. Eine Lernstörung ist zum Beispiel eine Legasthenie und deren Untergruppen (Dysgrammatismus, Dyslexie, Isolierte Rechtschreibstörung), bei denen das betroffene Kind große Schwierigkeiten beim Erwerb der Lese- und Rechtschreibfähigkeiten hat. Eine weitere Lernstörung ist die Dyskalkulie – schwere Probleme beim Erwerb der Rechenfähigkeiten. Legasthenie und Dyskalkulie sind sogenannte primäre Lernstörungen, die auch ohne Komorbidität auftreten können. Unter sekundäre Lernstörungen fallen ADS und ADHS (Hyperaktivität), wie kombinierte Lernstörungen und Probleme in Fein- und Grobmotorik.

Am 22. November 2023 entschied der Bundesgerichtshof (Urteil: BVerfG, Urteil des Ersten Senats vom 22. November 2023 - 1 BvR 2577/15, 1 BvR 2579/15, 1 BvR 2578/15 - Rn. (1 - 125), http://www.bverfg.de/e/rs20231122_1bvr257715.html), dass eine Legasthenie eine offiziell anerkannte Behinderung im Sinne des Deutsches Grundgesetzes Artikel 3, Abs. 3 GG ist (Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.).

In der Felix Lerntherapie wird grundsätzlich auf die Stärken des Kindes eingegangen und diese werden genutzt, um das Kind schulisch wieder in die Bahn zu bekommen. Da eine Lernstörung unumkehrbar ist, können die Auswirkungen nur gelindert werden. Das bedeutet, eine Lernstörung verschwindet nicht nach einem bestimmten Zeitraum und auch nicht im Erwachsenenalter. Den Kindern wird in der Felix Lerntherapie trotz ihrer Beeinträchtigung die Möglichkeit gegeben, einen Schulabschluss zu erreichen, der dessen Erwerb ihnen ohne Hilfe oftmals ansonsten verwehrt bleiben würde. In vielen Fällen werden Kinder mit Lernstörungen in das SBBZ umgeschult, obwohl diese Maßnahme nicht unbedingt nötig wäre. Bei gezielter, lerntherapeutischer Förderung ist vielen Kindern ein mittlerer Abschluss oder auch die Hochschulreife möglich.

Was ist eine Lernstörung?

Eine Lernstörung hat im Gegensatz zu einer Lernschwäche körperliche Ursachen. Eine Lernschwäche entsteht, wenn ein Kind durch mangelnde Beschulung oder verpassten Unterricht mehrere Jahre im Rückstand in einem oder mehreren Fächern ist. Eine Lernschwäche kann vollständig behoben werden, wogegen eine Lernstörung nur gemildert, aber nicht geheilt werden kann. Bei einer Lernstörung sind bestimmte Bereiche im Gehirn nicht miteinander verbunden. Außerdem haben japanische Wissenschaftler herausgefunden, dass das Gehirn eines Legasthenikers die mit den Augen aufgenommenen Bilder verkehrtherum darstellt und es deshalb zu Schwierigkeiten mit dem Erkennen der Buchstaben b und p oder q und d kommt. Vermutlich ist es bei einer Rechenstörung ähnlich, da Menschen mit Dyskalkulie oftmals die Zahlen verkehrtherum schreiben. Dieses ist allerdings noch nicht vollständig bewiesen.

Laut einer internationalen Studie der Oxford University 50.000 Probanden aus dem Jahr 2020/21 mit, darunter Forschende der Universität Edinburgh, mehreren chinesischen Universitäten und Fachschulen und des Max-Planck-Instituts für Psycholinguistik in Nijmegen (Niederlande), kam heraus, dass bei Kindern mit Legasthenie diese anhand von Hirnströmen messbar ist. Kinder mit Legasthenie brauchten länger, um die visuellen Anhaltspunkte zu erfassen und zu einer Entscheidung zu kommen. Zudem waren sie dabei ungenauer als ihre Altersgenossen. Auch in der Gehirnaktivität waren diese Unterschiede erkennbar. Bei allen Kindern nahm die Aktivität in Hirnregionen, die an der Entscheidungsfindung beteiligt sind, stetig zu, bis das Kind eine Entscheidung traf. Allerdings erfolgte dieser Anstieg der Gehirnaktivität bei Kindern mit Legasthenie langsamer. Allein auf Basis der Gehirnaktivität während der Aufgabe konnten die Forscher erkennen, welche EEG-Daten von Kindern mit Legasthenie stammten. Ebenso hat dieses Forscherteam erstmals eine große Zahl von Genen identifiziert, die eindeutig mit Legasthenie in Verbindung stehen. Etwa ein Drittel der 42 identifizierten genetischen Varianten wurden zuvor schon mit allgemeinen kognitiven Fähigkeiten und dem Bildungserfolg assoziiert. Laut den Forscheren könnten die Ergebnisse, dazu beitragen, die biologischen Ursachen für die Lese- und Schreibstörung mancher Kinder besser zu verstehen. (Vgl.: https://www.jneurosci.org/content/42/1/121, abgerufen am 05.04.2025)

In der Schule kann diese spezielle Förderung, die das betroffene Kind benötigt, nicht umgesetzt werden, da die Lehrkräfte im Unterricht weder die Zeit noch die nötige Ausbildung zur Bewältigung dieser Aufgabe haben. Wenn in einer Klasse mit 30 Lernenden ein Kind mit einer Lernstörung sitzt, sind die Lehrkräfte oftmals überfordert bzw. wissen nicht, wie sie mit dem einzelnen Kind umgehen müssen. Eine Lernstörung hat nichts mit Unwillen oder Faulheit zu tun. Diese Kinder können nichts dafür, dass Ihnen der Erwerb der einzelnen Bereiche so schwerfällt. Diese Kinder sind in anderen Bereichen völlig normalbegabt, können nur in Teilbereichen ihre Fähigkeiten nicht adäquat umsetzen. Wenn diese Kinder keine Förderung bekommen, geraten sie in einen Teufelskreis, aus dem es schwer für sie ist, wieder herauszukommen. Viele Kinder mit Lernstörungen entwickeln Anpassungsstörungen, wie z.B. eine Angststörung, und diese können sich – wenn nichts unternommen wird – zu einer Schulverweigerung, einer schwerwiegenden Depression oder zu auto- oder fremdaggressivem Verhalten entwickeln.

Was ist die Aufgabe einer Lerntherapie in der Felix Lerntherapie?

Eine Lerntherapie ist zur Unterstützung des Kindes mit einer Lernstörung und deren Begleiterscheinungen [A(D)HS, Anpassungsstörungen, Depressionen, etc.]. Hierbei ist es wichtig, dass man sich an einen Lerntherapeuten/ eine Lerntherapeutin wendet, der/ die nötige Ausbildung (Pädagogik und Psychologie) vorweisen kann.

Im Vordergrund einer integrativen Lerntherapie steht zunächst die Eltern- und Familienarbeit. Hierbei ist es wichtig, dass Möglichkeiten und Grenzen des Kindes und auch die seiner Sorgeberechtigten erkannt werden und offengelegt wird, was alle im Stande sind zu leisten. Außerdem muss das Grundproblem erkannt und beseitigt werden, um einen erfolgreichen Lernprozess überhaupt zu ermöglichen. In den meisten Fällen ist es Mobbing, Traumata oder Verluste, über die das Kind mit einer Person außerhalb des innerfamiliären Kreises sprechen können muss. An dieser Stelle setzt die Lerntherapie immer an. Oftmals geht es dem Kind besser, wenn es ausgesprochen hat, was es bedrückt, und es merkt, dass es weder verurteilt, abgewertet noch ausgelacht wird. Dies ist jedoch ein langwieriger Prozess und nicht nach einem Termin erledigt. Das Kind benötigt meist mehrere Monate, um sich richtig zu öffnen. Viele Kinder entschuldigen sich zu Beginn der Lerntherapie für vermeintliche Fehler, die eigentlich gar keine sind. Allerdings ist bei vielen Betroffenen das Selbstwertgefühl so gering, dass an dieser Stelle ebenfalls angesetzt werden muss. Das Kind muss verstehen und selbst erkennen, dass es ein wertvoller Teil der Gesellschaft und unverzichtbar ist. Die Förderung des Selbstwertgefühls ist zu Beginn der Lerntherapie essenziell und steht im Vordergrund der Arbeit.

Zeitgleich werden Strukturen mit dem Kind aufgearbeitet, die das Lernen an sich behindern. Wenn ein Kind z.B. in Klasse 3 immer noch nicht lesen kann, werden zunächst Buchstaben zu Silben zusammengezogen und der Fokus liegt auf dem Leseerwerb. Ist der Leseerwerb bereits abgeschlossen, werden Rechtschreibstrategien erarbeitet und verinnerlicht. Ebenso wird Satzbau, Zeitformen sowie Textproduktion geübt und vertieft.

Ebenfalls essenziell für eine erfolgreiche Lerntherapie ist die Absprache und die enge Zusammenarbeit mit den jeweiligen Lehrkräften des Kindes. Dadurch soll dem Kind ermöglicht werden, schulische Erfolge zu erleben. Oftmals reicht es am Anfang aus der Note 5 eine 4 zu machen, um dem Kind das nötige Selbstvertrauen zu geben, dass es in der Lage ist, schulische Hindernisse aus eigener Kraft zu überwinden. Hierbei werden Lernmethoden erprobt und zielgerichtet eingesetzt. Ebenso muss der Grund für Lern- und Denkblockaden gefunden und beseitigt werden, was eine psychologische Arbeit unabdingbar macht. Die Angst vor dem Lernen und dem Versagen an sich muss eliminiert werden.

Im späteren Verlauf der Lerntherapie werden Lerninhalte im Gedächtnis des Kindes verankert. Lernstrategien werden erarbeitet, innerhalb der Lerntherapie angewendet und in den Schulalltag integriert. An diesem Punkt greift wieder die enge Zusammenarbeit mit den Lehrkräften des Kindes. Die Funktionsweise des Gehirns des Kindes soll hierbei optimal genutzt werden. Je nach Kind werden visuelle, auditive oder kognitive Lernmethoden angewandt. Hierbei hängt es vom jeweiligen Kind ab, welche Methode die richtige ist, da jeder Mensch anders lernt und auch das Lerntempo ist abhängig vom jungen Menschen. Einige Kinder lernen Inhalte innerhalb von einer Stunde, wofür andere Kinder sechs bis sieben Termine benötigen.

Es gibt keine genaue Gliederung eines Therapieplans, da jedes Kind anders ist und sich diese Individualität nicht in einen allgemeinen Plan fassen lässt. Eine Lerntherapie ist oft nach nicht zwei Jahren abgeschlossen, da ein Kind mit Lernstörungen gelernte Inhalte immer wieder vergisst. Die Inhalte müssen immer wieder neu eingeübt und vertieft werden. Wenn die Lerntherapie abgebrochen wird, wenn Grundziele erreicht sind, wird das Kind nach einer recht kurzen Zeit wieder am Ausgangspunkt der Lerntherapie sein, da viele wieder in alte Rollenmuster zurück verfallen und später wieder neu lernen müssen, wie sie adäquat lernen können. Eine Lerntherapie endet oftmals erst mit dem Schulabschluss.

© 02/2025by Stephanie Gottschalk, Webmaster

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